Sollen wir alle gleich trainieren? Sollen wir als Frauen wie die Männer trainieren? Wenn nein, warum nicht und auf was sollen wir achten? Was hat mein Zyklus damit zu tun? «Zyklusbasiertes Training», «Zyklus orientiertes Training», so viele Aussagen und Fragen, die man immer mehr hört und uns verwirren.
Zyklus orientiertes Training als Monitoring-Tool
Eins ist aber sicher, man redet einfach zu wenig offen über unseren Zyklus und noch weniger über Zyklus orientiertes Training. Es ist noch sehr Tabu, nicht nur in der Gesellschaft aber auch im Sport. Wie wenn man etwas geheim behalten sollte. Etwas, das 50% der Bevölkerung während mindestens 40 Jahre ihres Leben und mindestens 1x im Monat erlebt. Dieses Etwas ist kein neuer Trend, es ist keine neue Mode, es ist einfach unser monatlicher Zyklus, es gehört zu uns.
Vom Wohlbefinden bis zu Leistungsoptimierung kann man unserem Zyklus als Vorteil nutzen und mit unserem Körper arbeiten anstatt gegen ihn. Es ist ein unglaubliches Monitoring-Tool mit viele Informationen, welches man aber leider zu wenig nutzt.
Es ist auch keine besondere Art von Training. Es heisst, ich nutze einfach dieses geniale Tool, um meine Athletinnen auf ihrem athletischen Weg zu unterstützen.
"Ich benutze den Ausdruck «Zyklus Orientiertes Training» wenn ich mit meinen Athletinnen arbeite. Aber grundsätzlich muss man nicht Spitzenathletin sein um so trainieren zu können".
Mél Pauli Tweet
Wie eine mechanische Schweizer Uhr
Die Leistungsparameter, ob extern oder intern, müssen perfekt zusammenpassen und miteinander verbunden sein, damit der Körper performen kann. Wie bei der Uhr müssen alle Teile, ob groß oder klein, gut aufeinander abgestimmt und miteinander verbunden sein, damit das Uhrwerk richtig funktioniert.
Der Menstrualzyklus ist ein Teil dieser Parameter, wie das kleinste Rad diesem Uhrwerk. Wenn dieses kleine Rad verstellt ist, wird die Uhr ungenau, genau wie den Körper ungenau wird. Die Zeit stimmt nicht mehr, genau wie die Leistung nicht mehr stimmt. Die Uhrmacher vergessen dieses kleine Rad nicht bei der Uhr, also soll der Trainer den Menstrualzyklus in seiner Trainingsplanung auch nicht vergessen und unbedingt betrachten.
Im Zyklus orientierten Training geht darum:
- sein Wohlbefinden zu steigern
- seinen Körper besser kennen lernen
- intelligenter trainieren zu können
- Strategien zu entwickeln „wenn ich mich nicht so wohl fühle“
- Probleme früher zu erkennen oder auszuschließen
Starte zuerst mit enttabuisieren.
Darüber zu reden ist wichtig. Verstehe, welches die Unterschiede sind zwischen Frauen und Männern, und was das für das Training impliziert, was für die Verletzungsprävention.
Dann solltest du monitoren.
Tracke deinen Zyklus für mindestens 3 Monate mit App, Tagebuch o. Ä. und schreibe alles auf was du spürst, negativ wie positiv, damit du Tendenzen erkennen kannst.
Eine App die ich dazu empfehlen kann ist “FitrWoman”.
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Tendenzen erkennen und Leistung optimieren
Nun kannst du anfangen, dein Wohlbefinden oder deine Leistung zu optimieren, in dem du Strategien in den drei folgenden Bereichen entwickelst:
- Aktivation – Prävention
- Regeneration
- Ernährung
Du orientierst deine Strategie an deiner hormonellen Fluktuation, um dich besser zu fühlen.
Allein durch die Tatsache, dass ich mich besser fühle, wenn meine Strategie für mich stimmt und passt, kann ich vielleicht gewisse Beschwerden lindern und fühle mich deshalb besser. Auch im Kopf, du bist mental gestärkt. Jede Sportlerin und jeder Sportler weiss: Wenn ich mich besser fühle, kann ich auch besser performen. Und für mich bedeutet dies letztlich die Leistungsoptimierung.
Fazit
Bis anhin können wir es jedoch nicht wissenschaftlich quantifizieren. Wir können also nicht sagen, um wie viele Prozent sich die Performance steigert, wenn man Zyklus orientiertes Training oder dessen Trainingsplanung betreibt. Und ich weiss nicht, ob die Wissenschaft uns jemals diese Frage beantworten wird, da die Performance multifaktoriell ist. Im Moment wissen wir nicht, wozu der weibliche Körper wirklich fähig ist, denn bis dato basieren 96 % von allen Studien, die zu leistungsrelevanten Themen wie Training, Regeneration, Trainingsgestaltung und Ernährung bekannt sind, auf der männlichen Physiologie.
Erfreulicherweise steigt die Anzahl an Forschungsprojekten in verschiedenen Bereichen über das Verständnis des Einflusses der Frauenphysiologie immer mehr.
Wie zum Beispiel das Projekt «Frau und Spitzensport» von Swiss Olympic, unterstützt Athletinnen im Spitzensport bei der Optimierung ihrer Leistung. Im Fokus stehen dabei spezifisch weibliche Themen, welche für das Training, die Ernährung und Erholung leistungsrelevant sind.
Über Mél Pauli
Mélanie Pauli, aktuell als Head of Athletic Women’s Football beim Schweizerischen Fußballverband tätig, ist eine herausragende Referentin für das Thema Zyklus und Training. Mit einem umfassenden Hintergrund in Sportwissenschaften und jahrelanger Erfahrung als Athletiktrainerin für verschiedene Sportarten verfügt sie über das Fachwissen und die praktische Expertise, um die Verbindung zwischen dem weiblichen Zyklus und sportlicher Leistung verständlich und inspirierend zu vermitteln.
Mail: hc.llabtoof@einalem.iluap
Insta: www.instagram.com/Melpa_uli/
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